Vorgeschichte des Kunstorts Bunkerkirche

Die Initialzündung, die Bunkerkirche zu einem Kunstort zu machen, war die Euroga 2002. Eine Jury wählte dabei auch die Bunkerkirche aus als eines von fünf Baudenkmälern verschiedener Jahrhunderte, die für den Krieg gebaut und für friedliche Zwecke umfunktioniert wurden.

Die Bunkerkirche, ein ehemaliger Luftschutzhochbunker, für den Zweiten Weltkrieg gebaut, wurde nach Kriegsende in eine Kirche, d.h. in eine Stätte des Friedens umgewandelt. Die Notkirche am Handweiser war den Bomben zum Opfer gefallen. Eng verbunden mit dieser Bunkerkirche steht der heute schon legendäre Name des Bunkerpfarrers Dr. Carl Klinkhammer, der zusammen mit seinen Gemeindemitgliedern selbst Hand anlegte und Hunderte von Schuttloren aus dem herausgesprengten Gebäude abtransportierte. Eine Zelle in den original erhaltenen Bunkerschutzräumen unter der Kirche beschreibt in einer Fotodokumentation die Geschichte der Bunkerkirche.

Umsetzung einer Idee

Meine Idee war, die Ausstellung „Krieg“ des koreanischen Künstlers Yong-Chang Chung, die das Stadtmuseum im Februar 2002 zum Thema „Gewalt im 20. Jahrhundert“ zeigte, in die Bunkerkirche zu holen. Das Euroga-Thema lautete „Krieg und Frieden an Rhein und Maas“, und so erschien mir nichts passender, als diese Symbiose:  „Ausstellungsthema“ gleich „Ausstellungsort“.

Am 21. Juni 2002 eröffneten wir die Ausstellung mit einem Konzert in der Bunkerkirche. Es folgten bis Ende September weitere Konzerte, die die Ausstellung begleiteten. Schon hier verzeichneten wir 1250 Besucher.

Das Gästebuch war voll geschrieben mit eindrucksvollen, teils erschütternden Erlebnissen aus der Erinnerung des Krieges im Zusammenhang mit dem Wiedererleben des Bunkers nach fast 60 Jahren.

Ab diesem Moment stand für mich fest: die Bunkerkirche musste ein Kunstort werden. Ich organisierte also weiter und bereitete die nächste Ausstellung vor. Sieben Künstler aus fünf Nationen zeigten in der Ausstellung „PAX“ Malerei, Objekte, einen Film und eine Video-Installation. In diesem Ausstellungsrahmen gab es nun bereits fünf begleitende Konzerte. Die Besucherzahl und die Anfragen nach Führungen steigerten sich.

Die Gründung des “Kunstvereins“

Vor dem Hintergrund, dass auch in der Verwaltung der Kirchen starke Kostenreduzierungen angesagt waren und man sich von vielen Raumkosten trennte, setzte ich den Vorschlag des Kulturamtes in die Tat um und startete die Planung eines Kunstvereins in der Hoffnung, dass der Verein durch Mitgliederbeiträge und Sponsorengelder à la longue in der Lage sein würde, die Raumkosten für das Baudenkmal aus eigenen Mitteln zu finanzieren. Die in der Welt einmalige Bunkerkirche mit ihrer Geschichte sollte jedenfalls auch als Kirche erhalten bleiben. Der neu gegründete Verein „Kunstort Bunkerkirche am Handweiser e.V.“ wurde am
26. November 2003 in das Vereinsregister eingetragen.
 
Neben Kunstausstellungen bildender Künstler steigerten wir die Zahl der Konzerte und Literaturveranstaltungen in den Bunkerräumen und im Kirchenraum. Die großen Chor- und Solisten-Konzerte, die stets von mehreren hundert Musikliebhabern besucht wurden, blieben im Kirchenraum. Im Bunkerkeller wechselten Kammerkonzerte und Jazz.

Anders als die derzeit um sich greifenden „Kunst-in-der-Kirche-Aktionen“ fanden die Ausstellungen grundsätzlich im Baudenkmal Bunkerkirche, in den eigens dafür hergerichteten, vom Kirchenraum getrennten Ausstellungsräumen mit ihrem historischen Hintergrund statt: nämlich in den original erhaltenen Bunkerzellen unter der Kirche und in der Turmrampe (der sogenannten „Schnecke“). Auch die Ausstellungsthemen waren „frei“, d.h. sie unterlagen nicht den Bedingtheiten eines sakralen Ausstellungsortes; sie sollten jedoch im Einklang mit dem besonderen Geist des Ortes stehen. Bei allen Veranstaltungen stand die Bunkerkirche nicht nur als Friedensstätte, sondern auch als Mahnmal und zum Gedenken der Opfer aller Bombenkriege. Bei jedem Fliegeralarm haben hier bis zu 2300 Menschen um ihr nacktes Leben gebangt und es im Schutze der Bunkermauern erhalten.

Sowohl bei der Planung der Ausstellungen als auch der Konzerte arbeitete ich mit dem Kulturamt, den Museen der Stadt und der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf zusammen. Mit dem Literaturbüro NRW hat der Kunstverein Kunstort Bunkerkirche im Rahmen der Aktionen „Düsseldorf liest ein Buch“ teilgenommen. So waren z.B. die Lesungen mit Claudia Burckhardt (Schauspielhaus Düsseldorf) – sie las aus Dieter Fortes „In der Erinnerung - und „Die Blechtrommel“ mit Christoph Quest große Erfolge. Es kamen jeweils über 100 Besucher in den Bunkerkeller. Auch Rafael Seligmann wählte für die Vorstellung seines neuen Buches „Hitler. Die Deutschen und ihr Führer“ die Ausstellungsräume im Bunkerkeller unter der Bunkerkirche aus. Die Rheinische Post hatte zu dieser speziellen Veranstaltung ausgesuchte Persönlichkeiten eingeladen.

Meine Arbeit erfolgte ausschließlich ehrenamtlich. Alle Veranstaltungen, die bisher in der Bunkerkirche und im Bunker stattgefunden haben, d.h. Ausstellungen, Konzerte und Literaturveranstaltungen, wurden durch Fördergelder des Kulturamtes und Sponsoren ermöglicht. Obgleich ich mit den Musikern und Darstellern Sonderkonditionen aushandeln konnte, deckten Mitgliederbeiträge und Sponsorengelder nicht die ständigen Kosten. Die Kirchengemeinde verlangte nun auch Raumkosten, die zusätzlich den Etat des Kunstvereins belasteten. Ich hatte die aufreibende Aufgabe, immer wieder neu Gelder zu akquirieren, um unseren anspruchsvollen Veranstaltungskalender weiterführen zu können. Die Konzerte boten wir kostenlos an und baten nach den gut besuchten Veranstaltungen um eine Spende als Kostenbeitrag. Durch die ebenfalls ständig steigende Zahl der Gruppen, die Bunkerführungen anfragten und kostenlos erhielten, bekam der Kunstverein für seine Bemühungen um die Bunkerkirche meistens eine Spende in die Bunkerkasse.

Im September 2004 erschien im Grupello-Verlag ein Buch über die Aktivitäten im Kunstort Bunkerkirche mit dem Titel „Bunker Kirche Kunstort“, Hrsg. Ulla Sommers.
Im Jahr 2005 entstand  der Film „Gott im Bunker“. Im Mittelpunkt dieser 25-Minuten-Produk-tion (DVD und VHS) steht der leider im Mai 2007 verstorbene Zeitzeuge Hans von Amelen mit seinem Lichtbildervortrag über die Umwandlung des Hochbunkers in eine Kirche“ ).

Am 29. September 2004 wurde der Kunstverein „Kunstort Bunkerkirche am Handweiser e.V.“ in die AdKV aufgenommen (Arbeitsgemeinschaft deutscher Kunstvereine). Der junge Kunstverein war nun in „höchste Kreise“ aufgestiegen.

Ende des Kunstvereins
„Kunstort Bunkerkirche am Handweiser e.V.“

Mit zunehmendem Bekanntheitsgrad - steigende Anzahl der großen Konzerte und beeindruckende Ausstellungen - die letzte Große war „Krieg und Utopie“ in Zusammenarbeit mit der Heinrich-Heine-Universität -  stets von Presse und Medien positiv begleitet, entwickelten sich in der Pfarrgemeinde Gegenströme. Ich sah mich in meiner Arbeit zunehmend behindert und schließlich keine Möglichkeit und Motivation mehr, meine tagesfüllende, ehrenamtliche Tätigkeit weiterzuführen. In der Mitgliederversammlung vom 28. November 2006 legte ich meine Ämter nieder. Mit mir trat der gesamte Vorstand zurück. Ein neuer Vorstand konnte auch in einer weiteren außerordentlichen Mitgliederversammlung nicht zusammengestellt werden.

Deshalb beschloss die Mitgliederversammlung unter dem Vorsitz von Dr. Bruno Kammann, den von mir gegründeten Kunstverein „Kunstort Bunkerkirche am Handweiser“ aufzulösen mit der Begründung, dass niemand in der Lage bzw. bereit war, den Verein qualitativ bzw. organisatorisch weiterzuführen. Ein trauriges Ende eines aufstrebenden, inzwischen auch international anerkannten Kunstvereins, der in einem in der Welt einzigartigen Baudenkmal seine Wirkungsstätte hatte. In ausführlichen Presseberichten wurde das Ende des Kunstortes Bunkerkirche am Handweiser e.V. beschrieben und bedauert. Immerhin konnten wir in den fünf Jahren meiner Arbeit an der Bunkerkirche nahezu 17.000 Besucher bei unseren Veranstaltungen und Bunkerführungen verzeichnen.

 
Ulla Sommers



Veröffentlichungen:

"Bunker-Kirche-Kunstort"
Grupello-Verlag (ISBN 3.89978-039-6) Hrsg. Ulla Sommers € 14,50

 "Gott im Bunker"
eine Dokumentation über die Entstehung der Bunkerkirche aus dem Luftschutzhochbunker mit Hans von Amelen
(DVD und VHS), € 14,50), Hrsg. Ulla Sommers

"Krieg und Utopie"
Hrsg. Gertrude Cepl-Kaufmann/Gerd Krumeich/Ulla Sommers

Bei Interesse wenden Sie sich bitte per Email an
Ulla Sommers.

Auf dieser Seite finden Sie eine Dokumentation der damaligen Aktivitäten.




Veranstaltungen in der Bunkerkirche von 2006 bis 2002
Konzerte, Ausstellungen, Lesungen in der Bunkerkirche


2006, 23. November, 20 Uhr das letzte Konzert des Kunstvereins in der Bunkerkirche
Oskar Gottlieb Blarr zum 75. Geburtstag von Anatol

2006, November - Ausstellung "Brennholz" (Marcus Kaiser)

2006, 29. Oktober - Konzert
mit dem LandesJugendChor NRW "Chichester Psalms" - (Leonhard Bernstein)

2006, 8. Juni "Krieg und Utopie" bis Ende Juli
Ein Gemeinschaftsprojekt des Lehrstuhls für Neuere Geschichte (Prof.Dr. Gerd Krumeich) und des Instituts "Moderne im Rheinland" (Prof. Dr. Gertrude Cepl-Kaufmann) und des Kunstvereins Kunstort Bunkerkirche e.V.

2006, 31. Mai - Liederabend mit Marta Marquez (Mezzo-Sopran) und Stephen Harrison (Klavier)
beide Künstler - Deutsche Oper am Rhein (Lieder von Hugo Wolf, Francis Poulenc und Fernando Obradors)

2006, 10. Februar - Chorkonzert (Gounod und Dvorak)
Jugendkantorei Hösel, Ltg. Toralf Hildebrandt

2006, 14. Januar - Chorkonzert
Monteverdi-Chor, München, Ltg. Konrad von Abel

2005, 25. November - Schlusskonzert Ausstellungsende
Oskar Gottlieb Blarr (Orgel), Christian Roderburg (Percussion)

2005, 23. September - 25. November - Ausstellung
"Resistance and Meditation" (Hong-Sung Dam (Korea)

2005, 21. Oktober - Konzert - Panflöte und Harfe
Matthias Schlubeck (Panflöte), Johanna Seitz (Harfe)

2005, August Weltjugendtag mit Workshop
Jugendliche malen die klassischen Teile der Messe unter Anleitung des Künstlers Uwe Appold

2005, 11. September - Tag des offenen Denkmals
Führungen und Konzerte in der Bunkerkirche

2005, 3. Juni - Schauspiel in St. Antonius
"Der Laden des Goldschmieds" von Karol Wojtyla

2005, 6. bis 29. Mai - Ausstellung zum 60. Jahrestag des Kriegsendes
"Gestern ist Heute" (Chung Yong-Chang)

2005, Januar bis April - Ausstellung
Otto Pankok "Jüdisches Schicksal"

2005, 25. Februar - Konzert (Klassische Gitarre)
Pirai Vaca, Bolivien

2004, 3. Dezember - Konzert
Die Jazzsängerin Alexandra Naumann und Band bringt alte deutsche Weihnachtslieder im neuen Stil

2004, 10. Oktober - Schlusskonzert zur Ausstellung
Cantus Benedictus, Ltg. P. Zimmer

2004, 3. Oktober - domradio überträgt Erntedank-Gottesdienst

2004, 16. Juli - Ausstellung "Leonids Freiheit"
Ausstellung im Bunker unter der Kirche vom 16. Juli bis 13. Oktober 2004. Eine Performance von und mit Prof. Klaus Rinke und Ehemaligen der Klasse Rinke.

2004, 25. Juni - Chorkonzert
Der Mädchenchor am Dom zu Essen, Ltg. Prof. Raimund Wippermann




2004, 8. Mai - Nacht der Museen - Ausstellung "Kreuz-Raum-Spuren"
Der Kunstverein lud am 8. Mai zur Nacht der Museen in Düsseldorf alle Freunde und Interessenten ein. Ausstellung “Kreuz-Raum-Spuren”, eine Fotoausstellung von Michael Barazna (Minsk) und Johanners Galert (Düsseldorf/St. Petersburg) und Konzert mit Elisa Rabanus (Sopran), Markus Hinz und Peter Zimmer (Orgel)

2004, 30. März - Buchvorstellung "Hitler. Die Deutschen und ihr Führer"
stellte Rafael Seligmann sein Buch "Hitler. Die Deutschen und ihr Führer" im Bunker unter der Bunkerkirche vor. Mit den Redakteuren der Rheinische Post Ulrich Reitz und Lothar Schröder fand vor über 100 geladenen Gästen, darunter reichlich Prominenz eine Diskussion über das Buch statt.

2004, 20. März - Jazzkonzert (Gahler-Trio)

2004, 11. Januar - Sonderkonzert zur Gründung des Kunstvereins
Die Jazzsängerin Alexandra Naumann und Band mit "MISSA"

2003, 6. Oktober - Düsseldorf liest ein Buch
Claudia Burkhardt liest aus Dieter Forte "Aus der Erinnerung"

2003, 23. Mai - Ausstellung "PAX"
Sieben internationale Künstler zeigen Malerei und Objekte zum Thema

2002, Juni bis September - Ausstellung zur Euroga 2002
"Krieg und Frieden an Rhein und Maas"

Erste Ausstellung und Initialzündung für den Kunstverein in der Bunkerkirche "Krieg" (Chung Yong-Chang, Korea/Düsseldorf)


Ulla Sommers, Luegallee 89, 40545 Düsseldorf
Tel. 0211/554869, EMail
ulla.sommers@gmx.de
Hinweise zu dieser Website bitte an
webmaster@ulla-sommers.de.